Corona und die Lüge der Chancengleichheit 2.0

Schon nach dem ersten großen Lockdown haben wir eine Stellungnahme verfasst und auf die Probleme die durch die „Corona-Krise“ entstehen bzw. verstärkt werden aufmerksam gemacht. Jetzt wollen wir analysieren, ob sich bis jetzt etwas verbessert hat, oder, ob Schüler*Innen links liegen gelassen wurden. In ganz Deutschland steigen die Fallzahlen zurzeit extrem. In einem Großteil von Deutschland ist der Inzidenzwert¹ schon über 50, in manchen Teilen sogar schon bei 100 oder darüber. Im November wurden wieder viele Einschränkungen eingeführt, zum Beispiel in der Gastronomie. Die Schulen hingegen werden versucht um jeden Preis am laufen zu halten, laut unseres Kultusministers Tonne sind sie keine Pandemietreiber.² Auch wenn es in Schulen eine „Kohorten“-Trennung gibt und während der ganzen Unterrichtszeit oder nach der Methode 20-5-20 gelüftet wird, ist Abstand halten und ein ausreichendes Lüften für einen Schutz vor Covid19 ausschlaggebend. Dabei wird häufig vergessen: Wie gut Konzepte in der Schule auch sein mögen – wenn Schüler*Innen in überfüllten Bussen und Bahnen zur Schule kommen, oder wenn in einer Klasse mit bis zu 30 Schüler*Innen keinen Abstand gehalten werden kann – ist ein wirklicher Schutz vor Covid19 nur bedingt möglich. Zudem wurde der Inzidenzwert für den Eintritt des Szenarios B³ erhöht. Das Szenario B tritt nicht wie zuvor bei einem Inzidenzwert von 50, sondern bei einem Inzidenzwert von 100 ein. Des weiteren wurden die Einschränkung im Szenario A verschärft. So muss ab einem Inzidenzwert von 50 im Unterricht (Klassenraum) eine Maske getragen werden. Das ist zur Eindämmung des Virus auch positiv hervorzuheben. An vielen Schulen im Raum Göttingen gibt es oder gab es vor kurzem Schüler*Innen, die positiv getestet wurden, so zum Beispiel in einer Grundschule in Rosdorf, am OHG, an der BBSII und an der BBSIII. Grundsätzlich wird meist vom Gesundheitsamt entschieden, welche Maßnahme genau eingeleitet werden und die Handlungsweisen zwischen den Bundesländern unterscheiden sich auch stark⁴. Obwohl inzwischen im Fall eines Infektionsgeschehens aber auch häufig nur noch die Schüler*Innen in Quarantäne gesetzt werden, die neben dem oder der Erkrankten saßen oder enge Kontaktpersonen waren. Nach Meinung von den Entscheidungsträgern macht Covid-19 vor der restlichen Klasse dann auch halt. Auch hier sehen wir wieder, dass die Schule unter allen Umständen am laufen gehalten werden soll und Erkrankungen bei Schüler*Innen billigend in Kauf genommen werden. Wir als Schüler*Innen sollten uns Fragen: Warum? In unserer Freizeit sollen wir so viele Einschränkungen, wie möglich in kauf nehmen. Die Wirtschaftlichen Bereiche oder die Bereiche, die den Nachwuchs für die Wirtschaft bringen sollen aber um jeden Preis aufrecht erhalten werden. So muss die Schule auch weiterlaufen, damit zum Beispiel unsere Eltern arbeiten können. Denn wenn die Schule nicht stattfindet muss sich ein Elternteil um die Kinder kümmern, je nachdem wie alt die Kinder sind. Würden wir in einer anderen solidarischeren Gesellschaft leben, könnte zum Beispiel die Gesundheit der Menschen im Vordergrund stehen und nicht die Wirtschaft. Denn zur Gesundheit und vor allem im Leben zählt Glück und Freude und eine Gesellschaft die nur Zuhause und bei der Arbeit ist, fehlt ein entscheidender Bestandteil des Lebens.

Bildung ist ein extrem wichtiges Gut, das wir als Schüler*Innen verteidigen müssen, aber wir sollten uns unter den derzeitigen Umständen Gedanken machen, ob ein Präsenzunterricht in den höheren Klassen wirklich nötig ist. Diese könnten im Gegensatz zu Grundschüler*Innen alleine Zuhause bleiben und in der Theorie auch selbstständig lernen. Wir sagen in der Theorie, weil die technischen Voraussetzungen nicht bei jedem und jeder erfüllt sind. Auch wenn ein Online-Unterricht keinen Präsenzunterricht ersetzen kann, hätte die Regierung genug Zeit gehabt die Ungleichheit zwischen den Schüler*Innen, die im Online-Unterricht zum Vorschein kommt, zumindest so stark einzugrenzen, dass dieser für alle möglich ist. So kann zwar jetzt bei „Bedarf“ von der Schule ein Leihgerät ausgeliehen werden, aber wenn Schüler keine ausreichende Internetverbindung oder gar keine Internetverbindung haben, sind sie vom Online-Unterricht trotzdem ausgeschlossen. Der „Digitalpakt“, für die Digitalisierung der Schulen, für den bis zum Jahr 2024 ca. 5 Milliarden bereitgestellt worden sind, ändert an einer grundsätzlichen Chancenungleichheit zwischen von Armut betroffenen Schüler*Innen und Schüler*Innen in gutbetuchten Haushalten überhaupt nichts. Auch ist die Verteilung der Gelder für die Digitalisierung der Schulen zu kritisieren. So haben Bundesländer, die schon stärker digitalisiert sind und weniger von Armut betroffene Schüler*innen haben, pro Kopf deutlich mehr Geld für Leihgeräte zur Verfügung als Bundesländer, welche nicht so stark digitalisiert sind und mehr von Armut betroffene Schüler*Innen haben.⁵

Wir müssen leider feststellen, dass die Regierung mit diesen Maßnahmen die grundsätzliche Chancenungleichheit nicht einmal bekämpfen möchte. Eine Leihgabe ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und die Klassenunterschiede werden in den Krisenzeiten immer stärker sichtbar. Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir uns zusammentun und gemeinsam für eine gerechtere Welt kämpfen. Also: Tauscht euch mit Schülern*Innen von euer Schule bzw. von anderen Schulen über bestehende Probleme aus, beteiligt euch in den Schülervertretungen eurer Schule oder besucht uns doch mal auf der Antifa Theke jeden ersten und dritten Montag im Monat im JuZI. (Wenn sch die Corona-Lage entspannt hat)

¹Inzidenzwert: Die Inzidenz einer Krankheit ist die Zahl der Neuerkrankungen, die in einem Jahr pro 100.000 Menschen auftreten. Während der Coronaviruspandemie dient in Deutschland eine 7-Tage-Inzidenz als Richtwert für die Erklärung einer Region zu einer Epidemie-Region.

²schulnetzmail.nibis.de/files/0fd1684b14…

³Um die Corona-Pandemie unter Kontrolle zu behalten, gibt es verschieden Szenarios (A,B und C) in der Schule, die die Ausbreitung des Virus verhindern bzw. eindämmen sollen.

www.tagesschau.de/inland/quarantaene-sc…

www.spiegel.de/panorama/bildung/laptops…

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