Heraus zum internationalen Frauenkampftag!

Am Dienstag, den 8. März 2016 demonstrierten in Göttingen über 300 Menschen entschlossen gegen Patriarchat, Rassismus und Kapital. Dieser Tag steht seit etwa hundert Jahren weltweit für den Frauenkampf. Die Demonstration zog lautstark durch die Innenstadt, u. A. an der rechten Verbindung Verdensia vorbei, wo Farbe und Pferdeäpfel flogen.

Während einem Redebeitrag, der die Alltäglichkeit von Sexismus und Patriarchat thematisierte, kam auch schon ein wandelndes Beispiel des Weges. Nach dummen Sprüchen seinerseits wurde er von der Demospitze unter Rufen verdrängt.

Insgesamt war es eine wütende und vor Allem erfolgreiche 8. März-Demo. Die hohe Beteiligung an der unangemeldeten Demonstration und der kämpferische Charakter haben gezeigt, dass viele Menschen Patriarchat und Kapitalismus nicht einfach so hinnehmen und bereit sind, sich rassistischer Hetze in den Weg zu stellen.

Die Bullen beschränkten sich trotz martialischen Aufgebots auf die Regelung des Verkehrs.

Die Demo war Teil unserer Veranstaltungsreihe vom 01. bis zum 08. März 2016 zum Thema Feminismus.

Weitere Fotos findet ihr beim Antifaschistischen Nachrichtenportal Niedersachsen

Für Redebeiträge von der Demo, Infos zur Veranstaltungsreihe und die Pressemitteilung:
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Am Gänseliesel wird es ab 17:00 Aktionen des 8. März Bündnis geben, ab 18:00 eine Kundgebung.
Aufruf des Bündnis

Um 19:00 startet von dort aus unsere Demo „Zusammen kämpfen gegen Sexismus und Rassismus!“

achter_maerz_plakat

Nach den rassistischen Versuchen von rechts bis hin zur sog. bürgerlichen Mitte, Sexismus als Problem von einzig „nicht-Deutschen“ darzustellen, ist es umso wichtiger Feminismus als Antwort auf die aktuelle Situation wieder aufzuzeigen.
Der Weg in Richtung Emanzipation wurde und wird nie von den Herrschenden oder Rechten ermöglicht, sondern von der feministischen Bewegung von Unten erkämpft und verteidigt! Vor der Demonstration findet am Gänseliesel ab 17Uhr eine Kundgebung des Bündnis‘ 8. März statt.

Veranstaltungsreihe Anfang März

01.03, 19:00: „Einführung in den Feminismus und aktueller rechter Antifeminismus“ in der OM10

04.03, 22:00: „Frauen*Lesben*Trans*Inter Party“ im Juzi

06.03, 18:00: „Doku über Andrea Wolf und Vortrag zu Kämpfen in Kurdistan“ mit Genoss*Innen der YXK in der OM10

08.03, 19:00: Frauen*kampf-Demo „Zusammen kämpfen gegen Sexismus und Rassismus!“ Startpunkt Gänseliesel
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Pressemitteilung zur Demonstration am internationalen Frauenkampftag 2016

Am Abend des 8. März zogen über 300 Menschen, unter dem Motto „Heraus zum Internationalen Frauenkampftag! Zusammen kämpfen gegen Sexismus und Rassismus!“, lautstark und kämpferisch durch die Innenstadt.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die Antifa Jugend führte anlässlich des internationalen Frauenkampftags eine Demonstration durch.
Die Demo lief vom Gänseliesel durch die Weender Straße bis zum Carré. Eine Sprecherin der Antifa Jugend erklärte: „Unser Feminismus ist kein bürgerlicher. Was sollen auch Arbeiterinnen mit einer Frauenquote im Aufsichtsrat? Die Befreiung aller Frauen kann nur durch die soziale Revolution erreicht werden!“

Dann ging es über die Gotmarstraße zurück zum Gänseliesel. Hier wurde ein weiterer Redebeitrag der Antifa Jugend gehalten, darin hieß es: „Die Vorfälle in Köln werden zu rassistischer Hetze und zur Relativierung sexistischer Gewalt deutscher Täter benutzt.“. Die Sprecherin wurde kurz durch einen pöbelnden Mann unterbrochen. Dieser wurde durch ein entschlossenes Vorgehen der Demospitze verjagt. Von dort zog die Demo weiter in die Rote Straße, wo Feuerwerk für gute Stimmung sorgte.

In der Theaterstraße wurden Farbbomben und Pferdeäpfel auf die Burschenschaft Verdensia geworfen und mit einem Schild auf die frauenfeindlichen Bewohner hingewiesen. Die Demo bewegte sich unter Parolen, wie „Feuer und Flamme dem Patriarchat“ und „Gegen Macker und Sexisten“, dem Endpunkt Wilhelmsplatz entgegen.

Trotz des martialischen Aufgebots der Polizei, beschränkte diese sich auf die Verkehrssicherung.
Die hohe Beteiligung an der unangemeldeten Demonstration und der kämpferische Charakter haben gezeigt, dass viele Menschen Patriarchat und Kapitalismus nicht hinnehmen und bereit sind, sich rassistischer Hetze in den Weg zu stellen.

Bei Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Antifa Jugend
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Erster Redebeitrag von der Demo:

Der 8. März wurde Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts auf Initiative verschiedener Sozialistinnen in Europa und den USA zum internationalen Frauenkampftag. Seitdem ist der 8. März ein Tag, an dem feministische Aktionen stattfinden und an dem auf Ungleichheit und Unterdrückung in der Gesellschaft aufmerksam gemacht wird. Seitdem wurde schon viel erkämpft.
Das ist aber noch lange nicht alles was wir wollen!
Wir werden uns heute die Straße nehmen, um laut gegen Sexismus und Rassismus zu demonstrieren.

In Deutschland sind Frauen und Männer juristisch gleichgestellt. Doch das macht Feminismus keinesfalls überflüssig. Unser Feminismus ist internationalistisch, und diese Gleichstellung besteht nicht auf der ganzen Welt. Im Gegenteil. Allgegenwärtiger Sexismus und die doppelte Ausbeutung durch Lohnarbeit und unbezahlte Hausarbeit bestimmen immer noch den Alltag von vielen. Die Abschaffung des Kapitalismus muss also wesentlicher Bestandteil bei der Abschaffung des Patriarchats sein. Deswegen ist unser Feminismus kein bürgerlicher. Was sollen auch Arbeiterinnen mit einer Frauenquote im Aufsichtsrat? Wir kämpfen für eine befreite Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung.
Die Befreiung von Frauen, auf allen Ebenen, gehört für uns ebenso dazu wie die Befreiung aller Menschen von kapitalistischer Ausbeutung. Patriarchale und sexistische Stereotype rechtfertigen und unterstützen die doppelte Ausbeutung von Frauen im Kapitalismus, und diese Ausbeutung schwächt die Position von Frauen gegenüber Männern und erhöht die ökonomische Abhängigkeit. Mit Berufung auf die vermeintliche natürlichen Eigenschaften von Frauen, zum Beispiel körperliche und emotionale Schwäche und Fürsorglichkeit aufgrund der Fähigkeit zu gebären, wird die angebliche Unterlegenheit und der alltägliche Sexismus gerechtfertigt. Feministische Forderungen sind immer noch aktuell, die Befreiung von Frauen kann nur durch die soziale Revolution erreicht werden.
Also lasst uns gemeinsam kämpfen gegen Patriarchat und Kapital!
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Zweiter Redebeitrag von der Demo:

Nicht erst die Übergriffe in Köln haben gezeigt, dass man auch in der Öffentlichkeit nicht vor sexualisierter Gewalt sicher ist.
Frauen werden immer noch oft als Objekte betrachtet, an denen der Mann seine Lust beliebig ausleben darf. Sexualisierte Gewalt ist Ausdruck des Patriarchats, Übergriffe und Vergewaltigungen sind keine Ausnahmen gestörter, fremder Einzeltäter, sondern eine Konsequenz ebendieser Gewalt. Der Mythos der Vergewaltigung, die nur im Dunklen, in der Fremde passiert, ist schlicht falsch. 80% aller Täter kommen aus dem persönlichen Umfeld der Betroffenen Person. Den Betroffenen Personen wird suggeriert, sich durch ihr eigenes Verhalten schützen zu können. Ihnen wird eine Mitschuld gegeben, und sie werden in ihrer Selbstbestimmung eingeschränkt. Durch diesen Mythos werden auch die Täter geschützt. Sie werden entfremdet, als triebgesteuert und krank dargestellt. Dem Täterbild des dunkelhäutigen, unzivilisierten Mannes wird das Bild des weißen, zivilisierten Mannes als Beschützer gegenübergestellt. Dieses Täterbild personalisiert sich in Gestalt von geflüchteten Menschen oder denjenigen, die aufgrund rassistischer Merkmale dafür gehalten werden. So werden rassistische Stereotype und patriarchale Herrschaft gefestigt, und institutioneller Rassismus sowie Ausweitung von Überwachung mit Berufung auf antisexistische Forderungen gerechtfertigt.
Als Konsequenz aus den Übergriffen gab es keine politische Debatte über Sexismus und sexualisierte Gewalt, sondern es wurde sich auf die Herkunft der Täter konzentriert. Diese wurden, noch bevor es stichhaltige Beweise dafür oder dagegen gab, schnell als nicht-deutsch erkannt. Was folgte, war eine weitere Welle von rassistischer Hetze gegen migrantische Menschen.
Die Vorfälle werden benutzt zur Relativierung der Gewalt deutscher Täter und zur Reproduktion von Rassismus. Die Zustände in Köln sind keine Ausnahme. Auf Veranstaltungen wie dem Oktoberfest sind sie Alltag. Doch dort wird den Frauen die Schuld oder zumindest eine Mitschuld gegeben. Während sich also bei angeblich nicht-deutschen Tätern für Feminismus und Antisexismus eingesetzt wird, wird bei deutschen Tätern die Schuld doch den Frauen zugeschoben und Verhaltenskodexe erstellt?
In der Stimmung gegen angeblich kriminelle Geflüchtete wurde das Asylpaket II beschlossen. Marokko, Tunesien und Algerien gelten demnach auch als sichere Herkunftsstaaten. Geflüchtete aus sicheren Herkunftsstaaten sollen schneller abgeschoben werden können, aber auch Asylsuchende, die keine Bereitschaft zur Mitarbeit zeigen; die zum Beispiel falsche Angaben zu ihrer Identität gemacht haben oder ihre Dokumente mutwillig vernichtet haben. Abschiebungen sollen insgesamt beschleunigt werden, und die Bedingungen für die Aussetzung einer Abschiebung werden verschärft.
Nicht geändert wurde dagegen der Paragraph 177 des Strafgesetzbuch, der sexuelle Nötigung und Vergewaltigung nur als solche anerkennt, wenn Gewalt angedroht oder ausgeübt wurde.

Will man sexuelle Gewalt verhindern, muss man die Gesellschaft an sich verändern, das Patriarchat bekämpfen! Frauen müssen als gleichberechtigte Menschen wahrgenommen werden, nicht als Sexobjekte, wie andauernd in jeglichen Medien dargestellt wird. Auch nicht als Schutzbedürftige.
Wir sind nicht unterlegen, wir können uns selbst beschützen! Wir haben kein Bock auf vermeintliche Schutzmaßnahmen! Wir ziehen an, was wir wollen und wir gehen hin, wo und wann wir wollen!

Unsere Forderungen, als Konsequenz aus der Silvesternacht in Köln, aus dem Oktoberfest eines jeden Jahres, aus allen Karnevalsveranstaltungen überhaupt und schließlich aus fast jedem verbrachten Abend in der Disco, sind:

-Keine Relativierung mehr von sexuellen Übergriffen! Wo grenzüberschreitendes Verhalten anfängt, entschiedet immer die Betroffene Person.

-Keine Täter-Opfer-Umkehr! Weder ist die Betroffene Person an etwas Schuld noch hätte sie dies verhindern können!

-Konsequenter Umgang mit Sexisten! Fällt ein Mensch durch sexistisches Verhalten auf, muss darauf reagiert werden. Das kann Ausschluss von einer Veranstaltung sein oder auch schlicht das Angreifen vermeintlich harmloser Sprüche.

-Die Umwandlung vom Paragraphen 177, der schon viel zu viele Vergewaltiger geschützt hat, in ein klares NEIN HEIßT NEIN!

-Das Bleiberecht für alle Menschen, egal welcher Herkunft!

Denn: Unser Feminismus bleibt antirassistisch!

Kein Mensch ist illegal!